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Let’s talk about: Die Sache mit Umstyling-TV-Formaten

DE: Es ist schon verwunderlich. Wobei – eigentlich irgendwie nicht. Ich will mir nicht schon im ersten Satz widersprechen, also lasst mich erklären. Ich weiss nicht, ob es nur mir so geht, aber ich bekomme das Gefühl, dass Umstyling-TV-Formate zur Zeit einen regelrechten Aufstieg erfahren.

Natürlich macht es Spaß und es ist auch interessant zu sehen wie sich die Kandidatinnen bei Shopping-Queen durchschlagen. Und alleine schon wegen Guido Maria Kretschmers Kommentaren lohnt es sich einzuschalten. Er ist kritisch, aber nicht verletzend. Er gibt Tipps und bringt Humor mit. Ja, solche Formate finde auch ich gut und unterhaltsam.

Meine Bedenken richten sich vielmehr gegen Herrn Kretschmers neues Format „Hotter than my daughter“, das gestrige neu angelaufene „Chicas Walk“ oder im Samstagigen Frühprogramm von Julian F.M. Stöckel. Es könnte beinahe so wirken, als ob ich zu den Stammzuschauern zählen würde, aber ich musste mir ja immerhin ein Bild davon machen, um hinterher urteilen zu können. Ach ja, eines darf ich ebenfalls auf der Liste nicht vergessen: „Das Model und der Freak“, kennt das überhaupt noch einer?

Um nach dieser recht langen Einleitung mal zum Punkt zu kommen: was stört mich daran? Es gibt Talent Shows en masse und ich kann schon verstehen, wenn der Zuschauer mal etwas anderes sehen will, als (immer wieder scheiternde) Gesangstalente.

Mir macht es Sorgen, dass diese Formate darauf abzielen das Aussehen von Menschen zu verändern. Man kann sich streiten, ob die ein oder andere Veränderung nicht sogar angebracht wäre, aber in welchem Stile dies betrieben wird, missfällt mir. Bei Shopping Queen ist die Kandidatin oder der Kandidat eigenverantwortlich, was er sich von dem zur Verfügung gestellten Geld kauft. Er verfolgt zwar einem Motto, kann es aber auf sich und seine Person adaptieren ohne eine gesamte Typveränderung zu verspüren. In den anderen TV-Formaten geht es genau darum:

Es wird über dich entschieden und nicht mit dir.

Es wird gesagt, was richtig und falsch an dir ist oder zu sein scheint. Und was dem gesellschaftlichen Bild nicht entspricht, muss geändert werden. Natürlich wird argumentiert, dass es an der Zeit war, man überholt aussah, es nicht seinem Typ entsprochen hat und so weiter und so fort. Aber so richtiges Mitspracherecht hat man in der Show nicht. Okay, wenn man es nicht gewollt hätte, dann hätte man sich vermutlich in erster Linie erst gar nicht beworben. Trotzdem.

Für den Zuschauer bleibt der Eindruck „An der stimmt etwas nicht, das muss neu“. Ich weiss nicht, ob ich nur die kritische Tendenz solcher Formate sehe oder vielleicht auch zu empfindlich reagiere. Aber gerade bei einem solch sensiblen Thema wie Selbstwahrnehmung, -darstellung und -wirkung, sollte man Acht geben. Schließlich sind Menschen beeinflussbar.

Und ich weiss nicht, inwieweit manches Format vielleicht zu weit geht. Ich würde es vorteiliger finden, wenn man allgemein Themen bespricht und Verbesserungsvorschläge liefert, von denen der Zuschauer dann auch schöpfen kann, ohne direkt das Gefühl zu bekommen, soweit Ähnlichkeiten zum Kandidaten besteht, dass etwas nicht mit einem stimmt. Zum Beispiel gibt es gewisse Dinge, die eine Frau mit einer großen Oberweite zu beachten hat, da sich früher oder später Probleme ergeben können bei gewissen Kleidungsstücken. Bei Frauen mit zu wenig Taille ebenfalls. Um nur mal zwei Beispiele zu nennen.

Es gibt so kleine Tricks, die wir alle sicherlich kennen, um das beste aus sich heraus zu holen. Und genau diese Dinge sollten im Vordergrund stehen. Typgerechte Beratung, mit dem Kandidaten im Gespräch. Abwägen, was auch nach Drehschluss für einen sinnvoll ist. Wenn ich sehe, wie junge Teenager mit 12cm Heels über den Laufsteg geschickt werden, am besten noch mit einem kurzen Pailettenkleidchen, kann ich nur die Augen verdrehen. Zu welchem Anlass sollte das Kind (!) dieses Outfit präsentieren? Zur Schule? Zum Sport? Zur Freundin? Es macht für mich nur wenig Sinn die Kandidaten zu verkleiden, nachdem man ihnen klar machte, dass es so nicht geht, wie sie aussehen.

In einer Gesellschaft, wo Aussehen und Präsenz einen hohen Stellenwert hat, sollte man auch auf medialer Ebene Sensibilität bewahren. Frauen und Mädchen (aber auch Männer und Jungs) lassen sich schon im jungen Alter durch Kommentare oder Blicke leicht beeinflussen. Das Selbstwertgefühl kann dadurch immensen Schaden tragen. In TV Formaten wäre ich dafür, mehr für den Kandidaten und den Zuschauer zu machen, als sie vorzuführen und komplett verändern zu wollen.

Schließlich sollte jeder solange er sich damit glücklich und wohlfühlt, anziehen und tragen was er will ohne vorher Rücksprache mit Gott und der Welt geführt zu haben. Es ist nicht Gesetz, was die Meinung Anderer ist. Es ist nicht Gesetz was Modezeitschriften predigen. Man kann alle von außen kommenden Informationen annehmen, für sich innerlich bearbeiten und umsetzen.

Oder es auch eben lassen.

Wie seht ihr das? Denkt ihr euch nichts dabei? Seht ihr das nicht so kritisch? Ich sehe dahin gehend nur eine wage Tendenz und die gefällt mir nicht.

0 Kommentare

  1. Ich seh das genau wie du. Was ich damals gar nicht leiden konnte, war "Das Model und der Freak" Ich mein… toller Ansatz, steck den Mann in neue Kleidung und schick ihn mal zum Fallschirmspringen und alles wird gut? Die Leute hatten ganz andere Probleme und sollten vielleicht mal am Selbstbewusstsein arbeiten. Klar, Umstyling, schön und gut. Aber einfach in irgendwelche Sachen stecken, die er selbst vielleicht nicht mal mag..?

    Ich finde, solche Formate sollten lieber einen Anstoß geben. Zum Beispiel durch eine Beratung, welche Farben stehen mir, welches Make-Up kann ich tragen, wie style ich XY am besten. Die Leute einfach in 2 neue Outfits stecken und dann adios… na, ob das auf Dauer hilft…?

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