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Minimalismus

DE: Schätzt doch mal…wie viele Dinge besitzt ihr? Dreihundert, Tausend, Zehntausend? Könntet ihr euch vorstellen auch mit Weniger zufrieden zu sein? Probiert doch mal ein Gedankenexperiment und kürzt euren häuslichen Bestand auf 300 Dinge. Welche würden tatsächlich übrig bleiben? Könntet ihr euch vorstellen, dass diese Art von Minimalismus vielleicht die wahre Form von Reichtum ist?

Zugegeben, vor einiger Zeit beziehungsweise einigen Jahren sah es noch weit chaotischer um mich herum aus. Gefühlt tausende von Dingen, die sich über Jahre angesammelt haben. Viele davon verstopften ganz unbemerkt mein Zimmer, andere wiederum nisteten sich klammheimlich in der Garage oder sonstigen Abstellräumen ein. Schließlich weiss man ja nie, wozu man sie nochmal brauchen könnte oder viel wichtiger noch: die an ihnen behafteten Erinnerungen!

Ich liebte schon immer die Ordnung und bin gut organisiert, doch das Archivar meines eigenen Lebens, durfte auch mal wieder gehörig strukturiert werden. Ich denke bei uns Frauen besteht die wohl liebste Anschaffung aus Kleidung. Und so füllt sich der Kleiderschrank über die Monate und vernebelt einem im wahrsten Sinne des Wortes die Sicht. Kein Wunder, wenn wir uns dann mit Sprüchen befeuern, wie „Ich habe einfach nichts zum Anziehen“, während wir vor einem überfülltem Etwas posieren. Wie sollte man auch klar sehen können, wenn sich vor Einem ein Berg von Unübersichtlichkeit auftut.

Und was gibt’s sonst noch? Bücher, Zeitschriften, Musikalben, Souvenirs,….Manches Existieren von Dingen wird der Ein oder Andere spätestens bei den ersten Umzügen fest oder in Frage stellen. All die Sache, die aus Schubladen heraus schmulen, können zu Stolperfallen und Zeitdieben werden.

Was also tun? Einfach loslassen und glücklich werden?

Besitz macht nicht alleinig glücklich. Auch wenn uns gerne, vor allen Dingen soziale Netzwerken, diesen Eindruck suggerieren. Gestellte Fotos, nett hin drapiert, in Szene gerückt. Man zeigt was man hat.

Zurück zum Aspekt des „Loslassens“. Bevor man sich tatsächlich auf Neues einlassen kann, muss man das Alte loslassen. Klingt auch eigentlich plausibel. Also krame auch ich meine 4 Kisten regelmäßig über das Jahr verteilt aus. Eine zum Wegschmeißen, eine zum Verschenken, eine Weitere zum Verkaufen und eine für mich! Und so folge ich meiner Strategie mehrmals über das Jahr verteilt und reduziere mein Umfeld wieder auf eine angemessene Wohlfühlmenge. Danach hat fast jedes Teil eine Funktion und Brauchbarkeit.

Mein Schrank ist längst nicht mehr überfüllt von Fehlkäufen, Schrankleichen, Kaputtem oder Unpassendem. Heute halte ich mich lieber bewusst zurück. Wähle zeitlose, dezentere und reduziertere, im Sinne von „klassisch“, Teile.

Und wisst ihr was? Die Entrümplung eures Alltags kann sich auch ganz positiv auf euren Gemütszustand auswirken. Aufräumen geschieht auch im Kopf! Ich bin viel achtsamer und fokussierter, wenn sich um mich herum kein Chaos auftürmt oder mich „sinnlos“ viel Schnickschnack ablenken will. Ich liebe auch Dekoration, Fotos und Erinnerungsstücke. Aber im Vergleich zu damals kleben meine Wände nicht voll mit Erinnerungen oder egal wo ich etwas abstellen wollte, stand bzw. lag schon etwas anderes – um es einmal überspitzt zu formulieren. Die Frage lautet also:

Was braucht man wirklich?

Das Gute am Minimalismus kann auf alle Fälle der Punkt sein, dass man einfallsreicher und kreativer wird. Ich bin definitiv nicht der reduzierteste Mensch, ich mag es auch einfach z.B. die Vase zu besitzen, weil sie einfach schön aussieht und mich erfreut. Aber ich brauch ebene keine 5 davon. Ich habe durch diese Minimalismus-Aktionen definitiv meinen Alltag zu einem Besseren machen können. Und gerade in meinen vergangenen (und anlaufenden)  stressreichen Monaten habe ich mehr zu schätzen gelernt, was es heißt, sich in einem Umfeld wohlfühlen zu können.

Wie geht es euch? Wie seht ihr das? Seid ihr der Typ Mensch, der einfach nichts wegschmeißen kann? Der gerne hortet und vielleicht gerade d a s für sein Wohlbefinden braucht? Könntet ihr euch ernsthaft vorstellen mit nur 300 Dingen (insgesamt natürlich!) im Leben klar zu kommen? Und wenn ja, welche wären es? Macht doch mal überall einen Sticker drauf, wo ihr nicht verzichten könntet. Ihr werdet zügig feststellen, wie schnell und limitiert doch die Zahl 300 sein kann.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen wunderbaren Sonntag!

0 Kommentare

  1. Hej, cooler Beitrag, ich beschäftige mich zur Zeit auch sehr mit dem Besitzen/Nichtbesitzen-Thema, weil uns das doofe Internet ständig suggeriert, dass es toll ist "alles" zu haben, was eben ziemlicher Blödsinn ist!
    Diese 100/300-Dinge Aktion gab es vor ein paar Monaten auch mal bei Stern TV – und ja, das sind eigentlich nicht wirklich viele Dinge, aber ich denke man kann damit auskommen! (Hab mich bisher noch nicht getraut, das mal auszuprobieren…)

    Ich stimme dir zu, dass das Leben mit wenigen Dingen viel "einfacher" ist und denke viele Menschen verlieren durch den Fokus auf Materielles schnell den Blick für das Wesentliche, nämlich, dass es doch viel mehr zählt welche Erfahrungen man im Leben sammelt, dass man Zeit mit seinen Lieben verbringt, Gesund ist, die Welt bereist etc. – Es gibt so viele Dinge, die wichtiger sind als die Sammlung weißer Porzellanvasen! 🙂

    Liebe Grüße & Happy Sunday
    Vickie
    http://www.vickievonfreedrinkshain.com

  2. Was für ein toller Post! Danke nochmal für deinen Lieben Kommentar, denn so konnte ich auf deinen schönen Blog gelangen 🙂
    Ich finde du sagst einige Dinge, die mich echt extrem nachdenklich machen. Ich bin ein Mensch, der super gerne shoppen geht und auch nichts wegtun kann.. ich bin auch eine richtige Sammlerin. Die Frage ist halt: Was zählt mehr, der Wert der Dinge, oder was es gekostet hat?

  3. Super Beitrag. Ich beschäftige mich die letzten Wochen sehr stark mit dem Thema Minimalismus und finde es super, dass es immer mehr Anklang findet. Ich war bis vor kurzem eine Sammlerin von Allem. Meine Mutter meinte bei meinem letzten Umzug "Jasmin wieviele Kisten hast du denn und was ist da alles drin?" 😀 Überwiegend war nur Unsinn darin, den man vielleicht nochmal brauchen könnte. Außerdem habe ich mich immer sehr gerne durch fashion und Beauty Blogs oder Instagram anfixen lassen und Dinge gekauft, die ich nie benutzt oder getragen habe. Das ist jetzt seit ein paar Wochen vorbei. Ich bin zur Zeit fleißig am aussortieren und war echt überrascht was alles weg konnte.
    Außerdem versuche ich schon seit ein paar Monaten nur noch das zu kaufen was ich brauche und das klappt sehr gut. Wenn ich etwas sehe und denke das brauche ich unbedingt, überlege ich es mir nochmal und bin schon oft zu dem Entschluss gekommen dass es überflüssig ist.

  4. Danke für deinen wirklich tollen und ausführlichen Kommentar!! Es ist wirklich schwierig heutzutage noch zurückschalten zu können..ganz entgegen dem Strom des "immer weiter schneller besser höher" Trends..ich liebe die Übersicht und weiss was ich habe..uch würde gerne noch mehr "ausmisten", aber ich habe irgendwie mittlerweile auch einen Fokus entwickelt..selbst wenn mein Bücherregal voll ist, weiss ich ganz genau welches ich mitnehmen würde, wenn ich mir nur eines aussuchen dürfte..;>

    liebste grüße

  5. Ganz genau du sagst es! Es ist ein immenser unterscheid zwischen einem emotionalen wert und dem des tatsächlichen "Geldes". wobei man eh mal darüber nachdenken sollte, was geld ist..es ist nur Papier und ein bisschen Klimbim dem einen wert zugeteilt wurde und der mensch richtet sich und sein leben danach ab. 😉 Aber das müssen wir ja alle!

    trotzdem sollten wir uns auf das wesentliche besinnen können. die Möglichkeit haben auch zu fokussieren anstatt nur zu pushen und zu fordern! 🙂
    liebe grüße

  6. Das kenne ich zu gut, was du da beschreibst! Auch in dem Hinblick mit dem anfixen..ich hole mir immer sehr gerne Inspirationen und Anregungen und würde auch manchmal nur etwas "kaufen" weil es zb meine lieblingsbloggerin so toll findet..aber was habe ich unter dem strich davon, wenn sie ein ganz anderes haar, haut, oder ähnliches hat!
    ich bin auch so glücklich damit das meine pflege und Kosmetik "Sammlung" nur noch das wesentliche ist..ich hatte mal viel mehr, aber es wird nun weniger und erstmal aufgebraucht oder auch verschenkt an freunde, wenn ich weiss dass sie es einfach öfter nutzen! 🙂

    ich glaube wir frauen neigen auch sehr dazu Kosmetik mit Dekoration zu verwechseln! und dann steht alles aufgebahrt wie im museum nur leider sind rund 80prozent abgelaufen..;)

    liebe grüße

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